Private Krankenversicherer - positiver Marktausblick 2022

Die Rating-Agentur Assekurata befasst sich intensiv mit der wirtschaftlichen Lage von Versicherungen. Das gilt selbstverständlich auch für die privaten Krankenversicherer. Kürzlich stellte die Agentur ihren Marktausblick für die PKV-Branche 2022 vor. Er zeichnet insgesamt ein positives Bild. Es gibt aber auch Risiken und Schwächen.

Zu den Ungewissheiten zählen nach wie vor Auswirkungen der Corona-Pandemie. Auch wenn sich das Infektionsgeschehen inzwischen deutlich abgeschwächt hat, die Krankheit ist nicht besiegt und Langzeitfolgen wie Long-Covid lassen sich schwer abzuschätzen. Ebenfalls ein Unsicherheitsfaktor sind die vielfältigen Effekte des Ukraine-Kriegs - angefangen von den Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Lage bis hin zur Inflation mit massiven Preis- und Kostensteigerungen. Bei der Zinssituation wird dagegen erstmals seit langer Zeit eine gewisse Entlastung erwartet. Höhere Zinsen könnten den herrschenden Anlage-Notstand mildern.
 

Rekordeinnahmen, mäßiges Ausgabenwachstum - gutes Ergebnis

2021 erzielten die PKV-Unternehmen einen Rekordzuwachs bei den Beitragseinnahmen - eine Folge vor allem von Beitragsanpassungen. 2,6 Mrd. Euro zusätzlich flossen den Versicherern zu. Für 2022 rechnet Assekurata mit einem weiteren Zuwachs. Er dürfte aber wohl unter 2 Mrd. Euro bleiben. Die gute Einnahmesituation schlägt sich auch positiv in derKapitalausstattung der Versicherer nieder. Die Eigenkapitalquote stieg 2021 im Branchenschnitt auf 16,5 Prozent, die Solvency II-Quote erhöhte sich von 491,4 Prozent auf 512 Prozent.

Angezogen haben im vergangenen Jahr auch die Leistungsausgaben. Sie stiegen um 2,1 Prozent auf 31,4 Mrd. Euro. Das ist im Vergleich zu den Vorjahren mäßig. 2020 war der Anstieg mit 0,73 Prozent allerdings noch deutlich niedriger. Hier sind allerdings Corona-Auswirkungen mit zu berücksichtigen. Viele Behandlungen und OP’s wurden während der Pandemie aufgeschoben. Nachholeffekte in diesem Jahr sind nicht auszuschließen.

Stark wachsende Einnahmen, mäßiges Ausgabenwachstum - in der Konsequenz erhöhte sich das versicherungsgeschäftliche Ergebnis deutlich um ca. 24 Prozent auf 6,9 Mrd. € Euro. Selbst das Ergebnis aus den Kapitalanlagen fiel trotz niedriger Zinsen mit 9,5 Mrd. Euro um 700 Mio. Euro besser aus. In der Folge stieg das Rohergebnis nach Steuern um 36 Prozent auf 7,8 Mrd. Euro.

Die gute Ertragslage ermöglichte es den Versicherern, die Rückstellungen für Beitragsrückerstattung (RfB) weiter aufzustocken. Die RfB-Zuführungsquote stieg 2021 im Branchenschnitt auf ca. 13,5 Prozent. Die Rückstellungen werden nach Assekurata-Beobachtung zunehmend genutzt, um Beitragsanpassungen zu begrenzen. In diesem Jahr liegen die Beitragserhöhungen mit durchschnittlich 3,8 Prozent bei Krankenvolltarifen ohne Beihilfe und 1,6 Prozent mit Beihilfe deutlich niedriger als im Vorjahr.
 

Nettoabgänge in der Krankenvollversicherung, starke Krankenzusatzversicherungen

Die Krankenvollversicherung ist weiterhin durch einen leichten Abschmelzungsprozess geprägt. Unter dem Strich gab es 2021 einen Verlust von rund 9.000 Versicherten. Zwar gibt es seit 2018 wieder mehr Zugänge aus der GKV als Wechsel in die umgekehrte Richtung. Das reicht aber nicht aus, um Verluste durch das Wegsterben von Versicherten auszugleichen. Hier machen sich demografische Faktoren bemerkbar.

Umso erfreulicher ist die Entwicklung im Bereich der Krankenzusatzversicherungen. Hier konnte der Markt mit einem Plus von 4 Prozent 2021 weiter wachsen. Nummer 1 sind dabei nach wie vor mit ca. 17 Mio. Policen Zahnzusatzversicherungen. Als Wachstumstreiber erwies sich aber die betriebliche Krankenversicherung. Sie machte etwa die Hälfte des Mehrumsatzes aus. Unausgeschöpfte Potentiale bestehen laut Assekurata noch im Bereich der Pflegezusatzversicherung. Derzeit verfügen nur rund 4,5 Mio. Bundesbürger über einen solchen Schutz - angesichts der drohenden Pflegelücke viel zu wenige.

 

 

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