
Seit Jahren ist die private Krankenvollversicherung durch einen langsamen Abschmelzungsprozess belastet. Die Zahl der Versicherten sinkt zwar geringfügig, aber stetig. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Die Demografie, ein Trend zu mehr abhängiger Beschäftigung, aber auch Diskussionen zur Zukunft der privaten Krankenvollversicherung schwächen diese Säule des PKV-Geschäfts. Dafür befinden sich die privaten Krankenzusatzversicherungen weiter auf Wachstumskurs.
Nach Angaben des PKV-Verbandes hat der Zusatzversicherungs-Bestand mit knapp 26,7 Mio. Verträgen 2019 einen Rekord erreicht. Gegenüber 2018 bedeutet das einen Zuwachs von 2,5 Prozent. Noch deutlich eindrucksvoller sind die Zuwachszahlen auf längere Sicht. Im Vergleich zu 2010 hat der Bestand um gut 20 Prozent zugenommen, bezogen auf 2006 sogar um 45 Prozent.
Rekordjahr 2019 bei Zusatzschutz - Zahnversicherungen am meisten gefragt
Spitzenreiter bei den Zusatzversicherungen ist die Zahnzusatzversicherung mit rund 16,4 Mio. Verträgen - ein Schutz, der nötig ist, denn gerade bei hochwertigem Zahnersatz leisten die Krankenkasse lediglich Festzuschüsse. Diese decken oft nur einen Bruchteil der tatsächlichen Kosten ab. 8,08 Mio. Verträge betreffen ambulante Zusatzversicherungen, für die man vielfältige Ausgestaltungen am Markt findet - oft mit Fokus auf Heilpraktiker-Behandlungen und Alternativmedizin, aber auch mit Leistungen für Heil- und Hilfsmittel sowie für privatärztliche Behandlungen. In allen diesen drei Feldern leistet die GKV entweder gar nicht oder nur sehr lückenhaft.
Am dritthäufigsten werden Krankenhaustagegeldversicherungen abgeschlossen, die allerdings eher eine Add on-Leistung darstellen. Hier gab es 2019 7,62 Mio. Verträge - mit leicht rückläufiger Tendenz. 6,23 Mio. Zusatzversicherungen betreffen Wahlleistungen im Krankenhaus. Dabei geht es um freie Arztwahl und Chefarztbehandlung, aber auch um Unterbringungs-Komfort. Viele Versicherte legen offensichtlich auf stationären Zusatzschutz Wert.
Beim Krankentagegeld gab es 2019 3,68 Mio. Verträge - 1,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Krankentagegeldversicherung ist vor allem für krankenvollversicherte Nicht-Beamte in der PKV mit Erwerbseinkommen wichtig, denn das private System kennt anders als die GKV kein gesetzliches Krankengeld. Bei längerer Krankheit leistet die Krankentagegeldversicherung stattdessen Einkommensersatz.
Pflege-Bahr-Verträge noch immer unter den Erwartungen
Bei den ungeförderten Pflegezusatzversicherungen erreichte die Zahl der Verträge 2019 ca. 2,85 Mio. Stück. Das entspricht einem Plus von 2,5 Prozent. Meist handelt es sich um Pflegetagegeldversicherungen. Private Pflegezusatzversicherungen sind wichtig, denn diesoziale Pflegeversicherung bzw. die private Pflegepflichtversicherung deckt nur einen Teil der tatsächlichen Pflegekosten ab.
Die Zahl der geförderten Pflegezusatzversicherungen (sogenannte Pflege-Bahr-Verträge) erreichte 2019 gut 917.000 Policen - ein Zuwachs von 4,6 Prozent. Das ist immer noch ein überdurchschnittliches Wachstum, obwohl sich die Wachstumsraten seit Jahren abflachen. Insgesamt ist die Entwicklung der Pflege-Bahr-Verträge aber unter den Erwartungen geblieben. Auch nach Jahren hat der Bestand nicht die Zahl erreicht, die bei Einführung der Förderung alleine für das Startjahr 2013 erwartet worden war.
Dynamisches Pflänzchen betriebliche Krankenversicherung
Besonders dynamisch entwickelt sich nach wie vor ein spezielles Segment im Bereich der Krankenzusatzversicherung - die betriebliche Krankenversicherung. Diese Form der geförderten betrieblichen Sozialleistung wird von immer mehr Unternehmen genutzt. 2019 waren es 10.500 Betriebe - ein Drittel mehr als im Vorjahr: mit gut 883.000 Verträgen. Das ist ein Sechstel mehr als im Vorjahr. Noch ist die betriebliche Krankenversicherung ein bescheidenes Pflänzchen, aber eins mit Potential.