Vergleich der Beitragsentwicklung in der GKV und PKV

News-Artikel vom: 05.11.2023

Im kommenden Jahr muss etwa die Hälfte der Privatversicherten mit einer Beitragserhöhung bei der Krankenversicherung rechnen. Im Schnitt wird die durchschnittliche Prämienerhöhung nach Einschätzung des PKV-Verbandes bei sieben Prozent liegen. Gleichzeitig soll der durchschnittliche Zusatzbeitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung um 0,1 Prozentpunkte auf nunmehr 1,7 Prozent steigen.

Auch ohne höheren Zusatzbeitrag müssen viele Krankenkassenmitglieder höhere Beiträge zahlen, weil sie mehr verdienen. Für 2024 wird mit einem Lohn-Plus von rund fünf Prozent gerechnet. Die inflationsgetrieben zum Teil kräftigen Lohnerhöhungen in den diesjährigen Tarifrunden werden sich dann voll auswirken.
 

Prämien- und Beitragsanpassungen in beiden Systemen

Es gilt also: ob privat oder gesetzlich versichert - die Krankenversicherung wird 2024 für viele Versicherte teurer. Dabei gelten für Beitragsanpassungen in beiden Krankenversicherungssystemen unterschiedliche Regularien.

  • In der PKV werden die Tarife nach dem Äquivalenzprinzip kalkuliert. Die zu erwartenden Prämieneinahmen müssen die kalkulierten Ausgaben decken. Stimmt die Kalkulation nicht mehr, muss neu gerechnet werden. Beitragsanpassungen finden dann statt, wenn bestimmte Schwellenwerte überschritten werden. Dabei kommt es oft zu Beitragssprüngen nach Jahren relativer Beitragsstabilität. Im kommenden Jahr finden bei besonders vielen Tarifen Prämienerhöhungen statt.
  • In der GKV werden nur die Zusatzbeiträge krankenkassenbezogen festgelegt und können jährlich angepasst werden. Der allgemeine Beitragssatz bleibt dagegen unverändert. Allerdings sorgt hier die allgemeine Lohnentwicklung für eine „schleichende“ Beitragserhöhung. Mit einem höheren Verdienst steigt der Krankenkassenbeitrag automatisch, solange nicht die Beitragsbemessungsgrenze erreicht ist.
     

WIP: nahezu gleiche Entwicklung auf Zehn-Jahres-Sicht

Vor dem Hintergrund der voraussichtlichen Anpassungen in beiden Systemen hat das Wissenschaftliche Institut der PKV (WIP)einen aktualisierten Vergleich der Entwicklung der Prämieneinnahmen bzw. Beitragseinnahmen in PKV und GKV vorgenommen. Dabei wurde bereits die Prognose für 2024 berücksichtigt. Geht man vom Prämien- bzw. Beitragsniveau im Jahre 2014 als 100 Prozent-Basis an, dann steigen die Beiträge in der GKV 2024 auf 138 Prozent, in der PKV auf 137,5 Prozent. Im Zehnjahresvergleich ist damit ein fast gleich starker Anstieg zu verzeichnen - mit einem kleinen Vorteil für Privatversicherte.

Die WIP-Analysten sehen für den Einnahmenanstieg in der GKV vor allem zwei Faktoren als wirksam an: die im Betrachtungszeitraum gestiegene Beschäftigung und die höheren Arbeitseinkommen. Sie führten zum Anstieg der beitragspflichtigen Einnahmen um 35,4 Prozent. Ein zusätzlicher Effekt wird der kontinuierlichen Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze zugeschrieben. Sie wurde im Zeitraum 2014 bis 2024 um insgesamt 27,8 Prozent angehoben. Für die Zukunft rechnen die Experten mit weiteren Steigerungseffekten durch inflationsbedingte Tariflohnerhöhungen, höhere gesetzliche Mindestlöhne und (noch) weniger Kurzarbeit. In der PKV war der Prämienanstieg dagegen ausschließlich durch die erforderlich gewordene Neukalkulation von Tarifen bedingt. Dahinter stehen gestiegene Leistungsausgaben und zum Teil auch die höhere durchschnittliche Lebenserwartung von Versicherten.
 

Langfristig sind die PKV-Prämien langsamer gestiegen

Legt man für den Vergleich einen 20jährigen Zeitraum zugrunde, fällt der Prämienanstieg in der PKV deutlich moderater aus als der Beitragsanstieg in der GKV. Ausgehend von einem 100 Prozent-Niveau in 2004 steigen die Prämieneinnahmen pro Vollversicherten in der PKV in 2024 auf 174,2 Prozent, in der GKV erhöhen sich die Beitragseinnahmen dagegen auf 186,6 Prozent. Damit stiegen die PKV-Prämieneinnahmen im Zeitraum 2004 bis 2024 durchschnittlich um 2,8 Prozent p.a., die GKV-Beitragseinnahmen erhöhten sich dagegen um durchschnittlich 3,2 Prozent p.a..

Dass die Belastung in beiden Systemen größer wird, ist letztlich steigenden Gesundheitsausgaben im Zeitablauf geschuldet. Neben dem medizinischen Fortschritt sind dafür u.a. laufend höhere Sach- und Personalkosten, aber auch eine höhere durchschnittliche Lebenserwartung und die zunehmende Alterung der Gesellschaft verantwortlich. Während in der PKV ein direkter Zusammenhang zwischen Prämienhöhe und Leistungsausgaben besteht, gibt es diesen in der GKV nur indirekt, was immer wieder politisches Eingreifen und Maßnahmen zur Stabilisierung der GKV-Finanzen erforderlich macht.

 

 

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